Olpe. (elu) In der voll besetzten Olper Stadthalle gab das große Blasorchester aus Frenkhausen unter der Leitung von Bernhard Reuber jetzt seine kraftvoll klingende Visitenkarte ab. Schon der beziehungsreiche Titel "Exzellenz von Bernhardi-Marsch" zum Auftakt des Konzertes machte Lust auf mehr. Und Moderator Kai Schrage hob die Verbeugung vor dem Dirigenten hervor, den das Orchester liebevoll "Bernhardi" nennt. Erst im November letzten Jahres hatte Bernhard Reuber den Dirigentenstab von Norbert Groß übernommen.
Hintergrund für die Auswahl des ersten Stückes sei das Entstehungsjahr, das genau mit der Gründung des Musikvereins Frenkhausen vor 90 Jahren zusammenfalle. Elf Männer besiegelten damals im Wohnzimmer der Familie Sondermann die Vereinsgründung.
Mit dem Stück "Das große Tor von Kiew" setzte das Orchester das Konzert eindrucksvoll fort. Passende Bilder auf einer Leinwand im Hintergrund begleiteten die Musik. Wer seiner eigenen Fantasie folgen wollte, schloss einfach die Augen und überließ sich der Musik.
Eine nicht einfach zu lösende Aufgabe hatte sich das Blasorchester mit dem "Theme From Schindler`s List" vorgenommen. Die Musik erzählte von dem grauenhaften Massenmord an den Juden, unterstützt durch Beiträge zur Geschichte von Rezitator Peter Stamm und den erschütternden Bildern aus den Konzentrationslagern.
Durchaus passend schloss sich der folgende Titel "Don`t cry for me, Argentina" an. Mit ihrem klaren Sopran und ihrer ausdrucksvollen Mimik überzeugte Solistin Julia Albeke. Die Harmonie zwischen Sängerin, Orchester und dem Dirigenten war bemerkenswert. Brausender anhaltender Applaus belohnte die Akteure. Den Schluss des ersten Teiles bildeten Glanzlichter der Filmmusik aus "The Rock". Die Anmoderation übernahm Bernhard Reuber, der die einzelnen Instrumente vorstellte. Das jeweils angesprochene Instrument antwortete, ein sehr geschickter Schachzug, um Orchester und Publikum noch näher aneinanderrücken zu lassen.
Im zweiten Teil lieferten die Solisten Tim Kramer und Mark Püttmann am Xylophon eine bestechende Leistung an Technik, Präzision, Geschicklichkeit und Musikalität. "The Race" entwickelte sich danach im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Wettrennen auf dem Schlagzeug. Was der Solist Sebastian Groß dem Schlagzeug entlockte, war atemberaubend. Szenenapplaus, Anerkennungspfiffe, Bravo-Rufe, rhythmisches Mitklatschen: Es war unglaublich wie Groß das Publikum mit seiner Kunst für sein Spiel gewann. Aufbrandender Beifall, minutenlanges, nicht enden wollendes Klatschen, der Saal "tobte".
Einen weiteren Höhepunkte bildete der Abschluss des Konzertes, die "Ouvertüre 1812". Orchester und Dirigent verschmolzen zur Einheit. Bernhard Reuber setzte sich mit seinem ganzen Körper ein, seinen heftigen Armbewegungen folgte ein gewaltiges Furioso im Orchester: Von der linken Empore schmetterten die hell klingenden Trompeten, und von rechten Empore mischte sich der satte Klang der Tuben ins Orchestergeschehen ein. Ein wahres musikalisches Feuerwerk - einschließlich gezielter Schüsse in die Luft. Das Orchester verschwand für Minuten im Qualm verschwand. Das Publikum ließ nicht locker, bis es sich eine Zugabe erklatschte.
Westfälische Rundschau, 09. März 2009